20.01.10

dreieinsnull

es riecht nach seifenlauge im kampf gegen bratenfett.
auf dem verblichenen poster räkelt sich ne lady.
ernie sagt: "in meiner fantasie nenn ich sie babette"
im radio hinterm tresen läuft the real slim shady.

es riecht nach seifenlauge im kampf gegen bratenfett.
vor einer stunde tanzte hier zart ne krokett.
im erleuchteten ofen schwitzte ächzend der braten,
was es gab dürft ihr drei mal jetzt raten.

dreinullneun

wenn ich morgens in der bahn sitze
habe ich raum und zeit für mich allein.
im ersten vierer links nur noch der versicherungsfritze;
nach hamm (westf.) will um kurz vor 7 sonst kein schwein.

(später auch nicht.
aber das ist ein anderes gedicht)


wenn ich morgens in der bahn sitze
seh ich durch die weltkleinsten augenschlitze,
lärmende kinder und omas die stöhnen,
doch kopfhörer schützen mich vor ungeliebten tönen

19.01.10

dreinullacht

in der pfütze spiegelt sich das neonlicht.
doch die frau im scharlachroten abendkleid,
an die hauswand gelehnt wie jede nacht um diese zeit,
sie spiegelt sich dort nicht.



in der pfütze spiegelt sich das neonlicht.

das vom club herab die nacht durchbricht.

es flackert und blinkt bis zum morgengrauen,

bis die letzten gäste sich die köpfe einhauen.

18.01.10

dreinullsieben

ich hatte zwei omas, die hießen johanna.

dies war die einzige gemeinsamkeit der beiden.

ansonsten konnten sie sich überhaupt nicht leiden.

die eine liebte das häkeln. die andre rauchte havanna.


ich hatte zwei omas, die hießen johanna.

die eine nannte ich hanni, die andere hanna.

oma hanni war dick, oma hanna recht schlank,

ich habe hannis lachen und hannas schrank.

17.01.10

dreinullsechs

der tee in der grünen kanne war schon längst kalt,
der kerzenstummel längst verglommen,
das tropfen des hahns in der küche hallt.
er wartet immer noch auf ihr wiederkommen.



der tee in der grünen kanne war schon längst kalt,
heut ist so ein tag, ich fühl mich unendlich alt.